Tante Itteli, Onkel Nigg und Margritli I (dreiteilig)

Peter Eberli auf einem Mobilec E-Mofa

Peter Eberli, Mobilec E-Mofa Entwickler

Es musste um das Jahr 1950 gewesen sein, als ich zum ersten Mal in meinem Leben als Erstklässler zur Tante Itteli in die Ferien durfte. In Wirklichkeit war die Tante Itteli gar keine Tante sondern eine Freundin meiner Mutter. Auch Onkel Nigg war gar kein Onkel sondern ein Freund von Tante Itteli. Meine Eltern hatten mir aber klar gemacht, dass ich Itteli immer als Tante und Herr Nigg immer als Onkel anreden müsse.

Begleitet von meiner Mutter ging es mit der Forchbahn vom Pfadacher bei Zumikon nach Zürich-Stadelhofen und dann mit dem Tram zum Stadtquartier Selnau. Dort wohnte Tante Itteli im Parterre eines Miethauses.

Spielfreunde: Der Junge, Peter, und das Mädchen, Margritli

Als alleinstehende Frau musste Tante Itteli tagsüber zur Arbeit gehen und so verbrachte ich meine Ferien im kleinen Vorgärtli des Mithauses. Bald kannte ich alle Blumen, Sträucher und Abwasserschächte im Garten und es hätte mir langweilig werden können. Aber da wohnte im gleichen Haus ebenfalls ebenerdig das Margrittli, ein Mädchen etwa in meinem Alter, dessen Eltern ebenfalls tagsüber zur Arbeit mussten.

So war es nur natürlich, dass sich zwischen Margritli und mir eine schnelle Freundschaft entwickelte. Margritli war ein äusserst aufgewecktes Kind und Quelle spannendster Ideen. Da weder Tante Itteli noch die Eltern von Margritli tagsüber zu Gegend waren, lud mich Margritli zu sich nach Hause ein. Seine Mutter hatte gerade eben Nahrungsmittel eingekauft. Margritli profitierte daher ein Gemisch von Haberflocken und Zucker zu präparieren, ein Gemisch das wir zusammen mit Hochgenuss und in reichlicher Menge in uns hinein löffelten.

Mädchen mit Bauchweh

Als Tante Itteli abends heimkehrte, lag ich jammernd im Bett mit aufgeblähtem Magen. Die ahnungslose Tante Itteli beruhigte mich mit mehr oder wenigem Erfolg und sagte, dass das morgen schon wieder besser sein würde. Zu jener Zeit regte man sich noch nicht wegen jedem Bizeli auf!

Es dauerte zwei Tage bis ich Margritli wieder zu Gesicht bekam. Es erzählte mir, dass es wegen Bauchweh den ganzen gestrigen Tag im Bett verbracht hätte. Glücklicherweise waren wir nun aber beide wieder voll aktionsfähig. Margritli wollte mir unbedingt den Bahnhof Selnau zeigen. Kaum war Tante Itteli aus dem Haus, spazierten wir auf den damals noch verkehrsarmen Strassen bis zum Bahnhof. Tatsächlich, hier gefiel es mir ausserordentlich. Selnau war der Endbahnhof der Sihltalbahn die bis nach Sihlbrugg führte Das Bahnhofgelände eignete sich vorzüglich für spannende Spiele: Versteckis um die wartenden Züge und gar unter den dort stationierten Güterwagen war nicht ganz ungefährlich. Auch das Steinchenlegen auf den Schienen um zu sehen was passiert, wenn der Zug darüber fährt, war ungeschützten Augen nicht besonders zugetan. Aber wir hatten immer Glück.

Eines Tages hatten wir die Idee den Platz zwischen dem Bahnhofgebäude und den Prellböcken zu reinigen. Überall lagen Kieselsteine auf dem gepflasterten Boden und die wollten wir weghaben. Einen ganzen Morgen sammelten wir die Steine bis dass sich mitten auf dem Platz ein beachtlicher Berg aufgetürmt hatte. Nachdem wir uns mit diesen Steinen im Mosaikentwerfen geübt hatten, hatte ich die Idee, den Platz vor unserem Weggehen ganz sauber zu hinterlassen. Die Lösung war ein Abwasserdolendeckel mit vielen Löchern drin. Und so vergnügten wir uns Stein um Stein durch diese Löcher in den Schacht fallen zu lassen um die Plumsgeräusche, die wie Kuhglockengeläut aus der Dole ertönten, zu geniessen.

Bahnsinn-Rechts-Links-Wo ist der Ausstieg?

Author: Peter Eberli