
Peter Eberli, Mobilec E-Mofa Entwickler
Jeder ankommende Minibus, grosse Busse schien es nicht zu geben, wurde sogleich von einer riesigen Menschenmasse in Beschlag genommen bis dass die Türen nur noch von aussen durch angeheuerte Helfer mit Fusstritten geschlossen werden konnten. Erst beim vierten anfahrenden Bus gelang es mir mich hineinzuwürgen. Ich wurde vollständig eingeklemmt zwischen Passagieren, meinem Rucksack und dem Sitz des Busfahrers. Als der Motor zu hämmern anfing und der Bus ruckartig anfuhr, hatte ich keine Ahnung wohin er wohl fahren wird. Irgendwie gelang es mir den Kopf so zu drehen, dass ich einen Leidensgenossen fragen konnte ob der Bus beim Stadtzentrum vorbeikommen würde. Der jüngere Mann nahm sich meiner in vorkommender Weise an und sagte mir, dass dies nicht der Fall sein wird. Da er aber ebenfalls ins Stadtzentrum müsse, werde er an einer bestimmten Stelle aussteigen und ich könne dann zusammen mit ihm in einer Rikscha zum Zentrum fahren.

Zehn Minuten später ellbögelten sich der nette Herr und ich ins Freie. Mein schweizerisches Sicherheitsgefühl begann in mir zu wühlen. Achtung, nun hatte ich mich in einem für mich vollständig fremden Land, an einem mir völlig unbekannten Ort einer wild fremden Person anvertraut. Konnte das nur gut herauskommen? Todmüde und zerquetscht nach der Fahrt im Minibus sehnte ich mich nach einem ruhigen Zimmer um dort ganz einfach und ungestört ausruhen zu können. So folgte ich eben dem netten Mann der im Nu eine Rikscha heran pfiff und mich zum Aufsteigen einlud. Und los ging’s! Kräftig pedalte der schwarze Kuli und die Fahrt durch das Menschengewühl hätte reinstes Vergnügen bedeuten können, wenn ich nur sicher gewesen wäre, dass sie wirklich in der Nähe des Hotel Holiday Inn enden würde.

Der nette Mann sprach ein perfektes Englisch und er wollte den Grund für mein Kommen nach Sri Lanka wissen. Ich war schnell ihm zu erklären, dass ich für Geschäfte und nicht als Tourist gekommen bin. Somit musste der Mann annehmen, dass ich hier erwartet würde und dass er nichts Unbesonnenes gegen mich unternehmen durfte. Aber vielleicht unterlag ich hier ja nur durchaus unbegründeten schweizerischen Urängsten. Allem Anschein nach war der nette Mann tatsächlich ein ehrlich Netter.

Welch ein Glück, plötzlich sah ich die grosse Anschrift des Hotels Holiday Inn und nun wagte ich es dem Herrn zu sagen, dass mein Kunde hier für mich ein Zimmer reserviert hat. Ohne Problem befahl der nette Herr dem Kuli hier anzuhalten und als ich die Fahrt bezahlen wollte, hatte dies der Herr bereits erledigt. Gerührt von so viel Wohlwollen und wie ich sah, dass der Herr von hier aus zu Fuss weiter gehen wollte, fragte ich ihn ob ich ihn zu einem Kaffee im Hotel einladen dürfe. Er bejahte dies.
Das Hotelrestaurant war aber geschlossen und so schlug ich dem netten Herrn vor in der Lobby zu warten, während dem ich meinen Rucksack ins Zimmer bringen würde. Ich schlug ihm vor anschliessend in einem nahen Restaurant einen Dankeskaffee zu genehmigen. So gesagt, so getan.

Zusammen wanderten wir auf der vor dem Hotel vorbeiführende Strasse weiter bis wir einige Minuten später auf ein Restaurant namens „The White Elephant“ trafen. Dort traten wir in ein sehr grosses vollständig menschenleeres Lokal ein und setzten uns ganz vorne bei den Fenstern nieder. Es fühlte sich ganz sonderbar an plötzlich aus dem Menschengewühl in diese Stille zu wechseln. Ein Kellner kam herbei und ich bestellte die beiden Kaffees. Der nette Mann interessierte sich für das Leben in Europa und ich für dasjenige in Sri Lanka. Irgendeinmal erinnerte ich mich daran, dass ich in der Flugplatzempfangshalle ziemlich viel Geld gewechselt hatte und dass die Banknoten mein Portemonnaie prall ausfüllten. Eine solche Geldburse durfte ich aber gefühlsmässig beim bezahlen der Kaffees nicht einfach so an den Tag legen. Ich wäre so sicherlich dem Kellner und auch dem netten Mann als sehr reicher Europäer aufgefallen, ein Gedanke der mir besonders in einem eher ärmlichen Land missfiel.