
Peter Eberli, Mobilec E-Mofa Entwickler
… es sind höllische Schläge die von allen Seiten auf mich zukommen, ich werde aus dem Fahrersitz hinaus- und wieder hineingeschleudert. Ich weiss nicht mehr was oben und unten ist, dröhnender Lärm, plötzlich sehe ich die Scheinwerferlichter der auf der Autobahn fahrenden Autos von weit oben, ich stosse einen Schrei aus, der Todesknall kann schon im Bruchteil einer Sekunde erfolgen, mein Lieferwagen rast mit beinahe 100km/h eine Halde hinauf , Horrortraum oder Wirklichkeit? Ich bin wie versteinert, klammere mich ans Steuerrad so gut das geht. Der Wagen kommt in eine extreme Schräglage aber statt zu kippen, schlittert er links hinunter in Richtung Autobahn, dann ein Knall, die Räder weg vom Boden, der Wagen fliegt und landet hart auf der Notspur der Autobahn. Irgendwie bekomme ich den Wagen wieder in den Griff und rolle auf dem Pannenstreifen weiter.

Es gelingt mir den letzten Kilometer bis zum Autobahnrestaurant Derendingen schlotternd hinter mich zu bringen, Dort parkiere ich, steige benommen aus, taumle um den Wagen um die Schäden festzustellen. Blutspuren? Habe ich jemanden angefahren? Und wie ich die Karosserie nach Verformungen absuche, kommt schon ein Polizeiwagen gefolgt von einem TCS Serviceauto angefahren und beide parkieren genau neben meinem Lieferwagen. Ich bin nahe daran in Ohnmacht zu fallen. Vermutlich ist etwas Furchtbares passiert, ich habe jemanden verletzt oder vielleicht gar getötet. Ich hänge mit letzter Kraft am Türgriff des Lieferwagens und mache mich aufs Schlimmste gefasst.

Zwei Polizisten steigen aus und begrüssen den Fahrer des TCS- Wagens und schreiten lachend hinüber zum Restaurant ohne mich zu beachten! Es fällt mir wohl der grösste Stein vom Herzen der dort je gelastet hat! Am Lieferwagen kann ich nicht die geringste Spur von dem schauerlichen Vorfall ausmachen. Alle vier Räder sind noch in der richtigen Lage und keiner der Pneus hat Luft verloren. Auch kann ich am Wagenvorderteil keinen einzigen Kratzer oder Einschlag entdecken.
Erst als ich im Restaurant sitze, kommt es mir zum Bewusstsein, dass ich den ganzen langen Tag nur drei Tassen Kaffee getrunken aber vergessen habe etwas zu essen. Dieses Vergehen ist wohl der Grund, dass mein Körper nach diesem anstrengenden Tag versagt hat. Es ist nicht das erste Mal, dass ich wegen ungenügender Wasser- und Nahrungsaufnahme bewusstlos geworden bin und deshalb ist es um so sträflicher was ich in liederlicher Weise begangen habe. Hätte ich einen Unfall mit folgenschwerem Ausgang verursacht, wäre ich dafür voll verantwortlich gewesen.
Es dauert eineinhalb Stunden, bis ich mich nach einem Nachtessen wieder genügend sicher fühle um die restlichen Kilometer nach Colombier zu riskieren.
Dieser Vorfall hat mich lange verfolgt und meinen Schlaf gestört. Immer und immer wieder habe ich geträumt, dass ich von der Autobahn abkomme und dabei einen schrecklichen Unfall verursache bei welchem Leute ihr Leben verlieren. Erst ein halbes Jahr später habe ich wieder mein inneres Gleichgewicht gefunden.

Kürzlich bin ich bei Tag wieder von Zürich herkommend bei Derendingen vorbeigekommen. So unglaublich es scheint, es gibt nur eine einzige kurze Stelle wo die die Autobahn begrenzende Sicherheitsabschrankung und auch ein Zaun fehlt weil dort ein steiler Hang eine natürliche Grenze bildet. Etwas weiter befindet sich eine SOS- Telefonsäule und nochmals weiter weg gibt es wieder eine Öffnung in der Sicherheitsabschrankung. Bei voller Nacht musste ich also die Autobahn genau bei der ersten Lücke verlassen haben, den Abhang hinauf und schliesslich wieder hinunter gerast sein, ohne dabei die Telefonsäule, einen Busch oder einen Baum zu berühren, Auch die Einfahrt in die Autobahn hätte einige Meter früher oder später in der eisernen Autobahnabschrankung mit einem schrecklichen Unfall geendet.
Seit diesem Vorfall glaube ich ganz fest daran, dass es Schutzengel gibt und dass ich von einem solchen ganz persönlich behütet werde.
