
Peter Eberli, Mobilec E-Mofa Entwickler
Als ich am 5. November 2011 frühmorgens noch bei Nacht mit dem Lieferwagen von Colombier Richtung Leibstadt wegfahre, fühle ich bereits am wolkenlosen Sternenhimmel, dass es ein herrlicher sonniger Tag werden wird. In Leibstadt ganz im Norden der Schweiz versucht ein älterer Herr die von mir entwickelten Mobilec- Elektromofas an die Angestellten des Atomkraftwerkes zu verkaufen. Da aber sein kaufmännisches Geschick allem Anschein nach zu wünschen übrig lässt und ihm schlussendlich der Mut fehlt die Fahrzeuge im Kraftwerk vorzuführen, habe ich mich entschlossen diese wieder abzuholen. Die Fahrt nach Leibstadt ist weit und ich bin überglücklich, dass mir der Herr in Leibstadt eine Tasse Kaffee offeriert. Ich lade die drei Fahrzeuge auf und rolle weiter dem Rhein entlang nach Rümikon.

Dort besuche ich den Mobilec- Wiederverkäufer, habe ein interessantes Gespräch mit ihm und konsumiere eine weitere Tasse Kaffee.
Wieder setze ich mich ans Steuer um diesmal bis nach Uznach am oberen Zürichsee vorzustossen. Dort darf ich ein Mobilec an einen neuen Kunden abliefern. Nach den üblichen Erklärungen und einer Tasse Kaffee geht es schliesslich wieder zurück Richtung Welschland.
Es sind weite Fahrstrecken, aber wegen dem wunderschönen sonnigen Wetter vergesse ich die Rückenschmerzen und geniesse die herrliche herbstliche Natur. Nach der Fahrt durch den Uetlibergtunnel in der Nähe von Zürich komme ich in den Genuss eines grossartigen Sonnenuntergangs. Schon eine halbe Stunde später legt sich die Nacht über die Natur.
Auf einer Autobahn fahre ich immer auf der rechten Spur wo sich auch die Lastwagen so zwischen 90 und 100km/h bewegen. Diese Geschwindigkeit behagt meinem Lieferwagen und sein Benzinverbrauch hält sich in annehmbaren Grenzen. Es ist ein angenehmes dahinrollen ohne dass ich je andere Fahrzeuge überholen muss. Trotzdem, die Strecke zwischen Zürich und Colombier scheint mir immer unendlich lang zu sein, besonders in der Nacht. Zweieinhalb Stunden muss ich rechnen für diese Distanz. Nur zweimal wechselt man dabei vom feinen Asphaltbelag auf raue Betontafeln die vermutlich noch aus den Anfängen des Autobahnbaus stammen. Auf diesen fährt es sich wie auf Bahngeleisen mit nicht verschweissten Schienenstössen… tätäng, tätäng, tätäng… wehe wenn das Ladegut nicht zuverlässig vertäut ist !

Bei der Autobahnabzweigung Härkingen, links nach Bern und rechts nach Basel, weiss ich, dass ich etwa die Hälfte meiner Fahrt hinter mich gebracht habe und dass ich schon bald nach Derendingen kommen würde um dort Richtung Solothurn abzuzweigen. Diesen Moment erwarte ich immer mit einer gewissen Sehnsucht, denn dort gönne ich mir meist eine Fahrpause im Autobahnrestaurant Derendingen um die immer stärker werdenden Rückenschmerzen zu mildern.
Eben habe ich die Ausfahrt nach Niederbipp passiert und nähere mich der Ausfahrt nach Wangen an der Aare. Von dort werden es nur noch einige Kilometer sein bis zum Derendinger Restaurant. Die Armaturenbrettuhr zeigt 8 Uhr abends an und ich rechne aus, dass ich in einer guten Stunde in Colombier ankommen werde. Um diese Zeit sind weniger Lastwagen unterwegs und auch der Personenwagenverkehr hält sich in Grenzen. Meine Fahrt ist flüssig und ohne jegliche Probleme. Trotzdem habe ich plötzlich das ungute Gefühl, dass mir meine Sicht irgendwie getrübt erscheint, als würde ich ohne Brille fahren. Instinktiv greife ich an meine Stirn um mich zu vergewissern, dass die Augengläser noch immer auf meiner Nase ruhen. Aber bevor ich noch die Brille berühren kann, tanzen kleine weisse Punkte vor meinen Augen, die sich im Nu in schwarzes Nichts verflüchtigen…
