Das Schwarzpulver

Peter Eberli auf einem Mobilec E-Mofa

Peter Eberli, Mobilec E-Mofa Entwickler

Im Physik- und Chemieunterricht in der Sekundarschule Zumikon lernten wir bei Lehrer Baumberger, dass gewisse Mischungen von Metallen, Flüssigkeiten und Gasen recht gefährlich sein können und deshalb nur in spezialisierten Labors untersucht werden dürfen. Hugo und ich mochten es zu jener Zeit gerne gefährlich! Eben hatten die Russen den ersten Satellit, den Sputnik, um die Erde geschickt, was uns Buben natürlich zu den kühnsten Träumen anregte. Wir alle führten Raketenbücher, in welchen wir Zeitungsartikel über den Sputnik und andere Weltraumvorhaben einklebten.

Sputnik Satellit

Hugo verführte mich zu einem ganz besonderen Unternehmen, er wollte eine Rakete bauen um ebenfalls einen Minisputnik so hoch wie möglich Richtung Himmel abzufeuern. In der Chemiestunde hatten wir erfahren, dass Schwarzpulver sich als Raketentreibstoff durchaus eignete. Hugo hatte von geheim gehaltener Seite die genaue Anleitung erhalten wie das Schwarzpulver aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle hergestellt werden konnte.

Schwarzpulver

Wie Hugo dann auch wirklich zu Salpeter und Schwefel kam, war eine weitere geheime Sache. Ich beschäftigte mich mit der Herstellung der Holzkohle. Dazu musste ich im nahen Wald riesige Feuer entfachen um dann einen Tag später dort die verkohlten Äste herauszulesen und sie dann in einem Kessel zu Pulver zu zerstampfen. Dann folgte das Mischen aller Komponenten in freier Natur gemäss Hugo’s Anweisung, wobei sich das Holzkohlenpulver zu einer klebrigen und gemäss der Anleitung explosiven Masse veränderte. Ungeachtet dessen, füllten wir die Masse in Aluminiumbehälter ab, die ich in der Abfallgrube Kahlen gefunden hatte. Da die Rakete mangels noch ausstehenden technischen Kenntnissen nicht sofort gebaut werden konnte, schlug ich Hugo vor das Schwarzpulver bei mir im Elternhaus im Hohlraum unter dem Küchenboden einzulagern, sodass es von niemandem entdeckt werden konnte.

In der Folge führten wir unser Raketenprojekt nie aus; zu umfangreich waren die zu lösenden technischen Probleme!

So kochte meine Mutter unser Essen während Jahren in einer Küche unter welcher zwei mit hochexplosivem Schwarzpulver gefüllte Aluminiumbehälter lagerten. Ich habe auch nie erfahren was aus dem Schwarzpulver geworden ist als mein Elternhaus viele Jahre später abgerissen wurde. Ich weilte dann im Ausland und habe dort glücklicherweise nie von einer schrecklichen Explosion in Zumikon gehört!

Brennendes Schwarzpulver

Author: Peter Eberli