Raffaele (Gentleman & Gauner) II (fünfteilig)

Peter Eberli auf einem Mobilec E-Mofa

Peter Eberli, Mobilec E-Mofa Entwickler

Wenig später erfuhr ich, dass Raffaele tatsächlich ein internationaler Kaufmann sein musste. Er hatte meiner Mutter, die auch ein kommerzielles Flair an den Tag legen konnte, vorgeschlagen, in der Schweiz italienische Einspritzdüsen für Lastwagenmotoren an Grossgaragen zu verkaufen. Eine Tätigkeit für die sich meine Mutter sofort lebhaft interessierte. Tatsächlich vergingen nur wenige Tage bis dass Raffaele mit neuen Kisten anzufahren kam in welchen diesmal nicht Wein sondern hunderte in kleine Plastiksäckchen verpackte metallisch glänzende zylindrische Werkstücke lagerten. Dies waren also die zu verkaufenden Einspritzdüsen.

Frau auf Vespa

Es war erstaunlich wie meine Mutter sämtliche Düsen in kürzester Zeit an zwei oder drei Garagen verkaufen konnte. Sicher war der Verkaufspreis recht interessant aber das Verhandlungsgeschick meiner Mutter nicht desto weniger erstaunenswert. Nach einem weiteren Monat konnte Raffaele wieder Kisten mit Einspritzdüsen nachliefern welche meine Mutter bestellt hatte. Das Material lagerte sie bis zum Verkauf im Büro meines Vaters.

Als ich eines Tages von der Schule heimkam, fand ich meine Mutter völlig verstört und übermässig nervös vor. Sie eröffnete mir, dass gerade eben der Dorfpolizist, Herr Ita, telefoniert und gefragt habe ob sich Raffaele bei uns im Haus befinde. Dies war nicht der Fall. Polizist Ita forderte aber meine Mutter auf, ihm zu melden sobald Raffaele zu uns kommen würde. Was war geschehen? Ungutes schien auf uns zuzukommen.

Am kommenden Wochenende erschien Raffaele wie immer galant und in bester Aufmachung. Meine Mutter berichtete ihm sofort die Sache mit dem Telefon des Dorfpolizisten. Raffaele schluckte leer und wurde sichtlich nervös. Da musste also etwas Aussergewöhnliches geschehen sein. Raffaele wollte unser Haus sofort verlassen aber meine Mutter versuchte ihn zu beschwichtigen. Vielleicht war ja das Telefon nur wegen einem Verkehrsvergehen das mit einer simplen Busse abgeglichen werden konnte. Raffaele, dessen Gesicht immer bleicher wurde, entschloss sich aber meiner Mutter entgegen zu setzen und verliess unser Haus in grösster Eile. Nur zwei Minuten später war sein schwarzer Wagen ausser Sichtweite.

Le Gendarme de St. Tropez

Nun war es auch meiner Mutter ganz und gar nicht mehr wohl und nach einem Gespräch mit meinem Vater entschlossen sich beide, den Dorfpolizisten über das Vorgefallene zu orientieren. Meine Eltern wollten den Grund für das polizeiliche Interesse an Raffaele herausfinden. Polizist Ita erklärte meinen Eltern, dass Raffaele aus einem ihm nicht bekannten Grund gesucht würde. Er müsse nur herausfinden ob sich Raffaele bei uns oder sonst wo in Zumikon aufhalten würde.

Author: Peter Eberli