
Peter Eberli, Mobilec E-Mofa Entwickler
Geschwister können sehr friedlich miteinander spielen. Allerdings können friedliche Spiele auch, oft unerhofft, in gefährliches ja gar kriegerisch anmutendes Tun ausarten. Zwischen Dorli, meiner Schwester, und mir war das zu unserer frühen Jugendzeit auch nicht anders.
Ich, als etwas älterer Bruder, versuchte natürlich gegenüber meiner Schwester immer dominant zu sein, ich als Lehrer, Dorli als Schülerin, ich als Bauer und Dorli als Kuh, ich als erster beim Anwürfeln des Eile mit Weile Spiels. Nur bei unserem selbsterfundenen „Chueri und Schaggi“ Spiel übertraf mich Dorli oft mit originelleren Ideen.

Ein ganz besonders interessantes Spiel war „Herr Doktor und seine Patientin“. Selbstverständlich erkor ich mich zum dominanten Herrn Doktor der seine kranke Schwester heilen will. Ich musste etwa ein Erst- oder Zweitklässler gewesen sein als ich meiner noch nicht zur Schule gehenden Schwester Dorli vorschlug eine medizinische Operation an seiner Nase auszuführen.
Da Dorli nur so von Gesundheit strahlte, musste ich natürlich Dorli erst einmal krank machen um es nachher wieder gesund zu operieren.

Im Garten gab es einen Strauch an welchem unzählige rote Beeri der Reife entgegen wuchsen. Diese noch harten kugelrunden Früchtchen waren bestens geeignet Dorli kurzzeitig krank zu bekommen. Ich schlug Dorli vor einige dieser wunderschönen Kügelchen in seine Nase einzuführen um sie nachher wieder aus dieser herauszuoperieren.
Ich kann mich heute nicht mehr daran erinnern, ob Dorli so ohne weiteres in dieses Unternehmen einwilligte. Vermutlich gefielen Dorli die wunderschönen roten Kügeli. Ich erklärte ihm, dass sich diese wie Schokoladencrème mit Schlagrahm anfühlen würden. Meine Überredungskünste als improvisieren Doktor mussten dazu beigetragen haben, dass es sich Dorli, im Lehnstuhl liegend, gefallen liess, dass ich ihm ein Beeri nach dem andern einmal ins linke dann wieder ins rechte Nasenloch hineindrückte. Nachdem bereits eine ganze Handvoll Beeri in Dorli’s Nase verschwunden waren und meine Schwester plötzlich schrecklich zu Keuchen und Husten anfing, versuchte ich sie zu beschwichtigen und erklärte ihr, dass ich jetzt mit der eigentlichen Operation beginnen werde und dass alles zum guten kommen wird.

Schon vor der Operation hatte ich harte Strohhalme bereitgelegt mit welchen ich beabsichtigte die Beeri wieder aus der Nase herauszustochern. Aber Dorli schlug seinen Kopf wild in alle Richtungen, schrie und schluckte, dass mir das Blut stockte, schrie so ungewöhnlich, dass ich in regelrechte Panik geriet. Aus war’s mit der gutgemeinten Strohhalmoperation!
Meine Eltern waren glücklicherweise zu hause und hatten die Schreie gehört. Ich weiss nicht mehr wie sie herausgefunden haben, was ich mit Dorli angestellt hatte. Jedenfalls endete die Geschichte in der Notfallstelle des Krankenhauses Neumünster im Nachbardorf Zollikerberg, aber diesmal mit einer richtigen ernsten Operation!
Meine ewige Dominanz musste eines Tages dazu geführt haben in Dorli’s Brust eine derartig höllische Frustration aufzubauen, die es endlich abzubauen galt. Für einmal spielten wir scheinbar sehr vergnüglich im Sandhaufen. Ich war gerade dabei einen längeren Tunnel durch einen Sandberg zu treiben. So konzentriert war ich auf mein Werk, dass ich nicht beachtete, was meine Schwester hinter meinem Rücken gerade am Bauen war. In der Tat baute sie gar nichts sondern ergriff mutig den grossen Gartenrechen und schlug mir diesen mit den Zacken voran mit aller erdenklichen Wucht auf den Kopf.
Auch diese Geschichte endete in der Notfallstelle im Krankenhaus Neumünster!
