Paris – je ne sais quoi III (fünfteilig)

Peter Eberli auf einem Mobilec E-Mofa

Peter Eberli, Mobilec E-Mofa Entwickler

Als die Sonne wieder hinter der auf dem Montmartre- Hügel thronenden Sacré-Coeur- Kirche emporstieg, rannte ich mit neuer Energie hinunter in die Metro, Richtung Préfecture. Diesmal klappte es wesentlich besser mit der Bedienung, eine beinahe unbedeutende Stunde Wartezeit in Halle 4. Was ich dann erst gegen Mittag im Arbeitsministerium erfuhr, war auch in Halle 4 geschehen; man hatte mir einmal mehr ein falsches Papier ausgestellt, trotz dem detaillierten Arbeitsvertrag.

Montmartre- Hügel Sacré-Coeur- Kirche

Meine ältere Dame war ratlos. Glücklicherweise gelang es mir Meister meiner Nerven zu bleiben. Sachte begann ich mit der Dame meine verfahrene Situation zu besprechen. Sie stimmte mir bei, dass die neue striktere Ausländerkontrolle unangenehme Tatsachen schuf. Andererseits erinnerte sie mich mit Berechtigung daran, dass doch auch in der Schweiz ein gewisser Monsieur Schwarzenbach das Leben der Ausländer kaum erleichterte. Du lieber Himmel, der Schwarzenbach hatte jetzt gerade noch gefehlt! Schliesslich empfahl mir aber die Dame meine Akten unmittelbar nach der ebenfalls vorgeschriebenen ärztlichen Untersuchung schnellstens trotz fehlendem Papier nach Bern zu schicken.

Prosperité votez non – Schwarzenbach Initiative Nein

Die ärztliche Untersuchung wickelte sich weit draussen in einem Pariser Vorortsklinik ab, das heisst, sie wickelte sich nicht ab, da uns etwa vierzig ungeduldig Leuten nach genau eineinhalb Stunden im Wartsaal von einer Schwester mitgeteilt wurde, dass der Arzt heute leider nicht erschienen sei. Beinahe kam es zu einer offenen Revolte, in meinem Innern brodelte die unbeschreibliche Wut. Ein weiterer Tag ging erfolglos zur Neige. Die Hotelrechnung, das Essen und selbst die unzähligen Metrobillete frassen beängstigende Hohlräume in mein Portemonnaie, Sollte ich das Abenteuer nicht doch an den Nagel hängen? Lohnte sich der ärgerliche Aufwand um schlicht und einfach eine gering entlöhnte Prestigearbeitsstelle in Paris zu erkämpfen?

Dr. No James Bond

Nochmals raffte ich mich auf. Beim Cercle commercial erfragte ich mir die Adresse eines seriöseren offiziell anerkannten Arztes. Mit dem ausgefüllten Untersuchungsformular kehrte ich zum x-ten Mal zum Cercle zurück. Fräulein Moser organisierte alles auf das Beruhigenste und schickte mein nur benahe vollständiges Dossier nach Bern. Anschliessend fand ich mich im Schweizer Konsulat zurück wo ich Monsieur Despland über den Gang der Dinge orientierte.

Nun begann die Wartezeit auf die Arbeitsbewilligung, eine Wartezeit die ich vielleicht moralisch aber nicht finanziell durchzustehen vermochte. So erkundigte ich mich im Konsulat nach einer superbilligen Unterkunftsmöglichkeit oder gar einer Arbeit gegen Kost und Logis. Vielleicht bei der Heilsarmee oder dem roten Kreuz? Nein, nein, so einfach ginge das natürlich nicht ohne Papiere, Stempel und Unterschriften. Aber dann erinnerte sich Monsieur Despland an einen kürzlichen Telefonanruf eines Pfarrers von der Schweizermission.

Les Foyers de Charité, Retraites Spirituelles

Der könnte mir möglicherweise weiter helfen. Eine Mission in Paris, das gab es doch nur noch in Afrika. Ohne wenn und aber rasselte ich per Métro zur Schweizermission. Mitfühlend trat der Pfarrer aus seiner Kapelle und zeigte auf ein nahes altes Hostel das mir sicherlich eine billige Unterkunft gewähren würde. “Sehen Sie, Herr Pfarrer, auch billig ist noch zu teuer”. Erst jetzt begriff der Missionsseelsorger in welch tiefen finanziellen Schlund ich geraten sein musste. Da gab es nur eines, erklärte er, Poissy! Poissy, eine Vorortsgemeinde im Norden von Paris wo katholische Nonnen ein “Foyer de Charité” unter Aufsicht eines Schweizerpfarrers unterhalten, eine Art Kloster in das sich willige Katholiken für eine oder zwei Wochen zu stillen Bibelstudien zurückziehen können. Und in diesem Gemäuer galt es einige Bauarbeiten auszuführen.

Author: Peter Eberli