
Peter Eberli, Mobilec E-Mofa Entwickler
In Paris holte ich nach, was ich zuvor in der heimatlichen Dorfschule nie richtig begriffen, ja sogar verschmäht hatte… die französische Sprache!

Der dreimonatige Schnellbleichekurs bei der Alliance Française in Paris war grossartig. Zahlreiche Professoren dozierten unter Zuhilfenahme der letzten pädagogischen Erkenntnissen und meine Studentenkarte verhalf mir die Kultur beladene Pariserluft zum halben Preis zu geniessen. Der Kurs war aber auch teuer, sehr teuer sogar. So durfte ich es mir nicht erlauben an Ostern wieder in die Schweiz zurück zu kehren um dort all die erlernten Französischwörtli wieder zu vergessen.

Eine Arbeitsstelle in Paris sagte ich mir… jetzt oder nie! Meine Kursprofessoren und auch andere Leute, die es wissen mussten, erklärten mir aber ganz sachte, dass die Arbeitslage hier nicht gerade rosig sei. Einige Jahre früher in Australien stand ich vor der genau gleichen Sachlage, als Immigrant musste ich eine erste Arbeitsstelle finden. Dies gelang mir den auch indem ich aus dem Telefonbuch Firmen notierte deren Arbeitsgebiet mich interessierte. Schon beim Besuch beim ersten Unternehmen wurde ich damals angestellt.
Genau diese Methode wollte ich jetzt erneut erproben. Nur hatte ich diesmal nicht den Mut den Firmen zu telefonieren, meine Französischkenntnisse beurteilte ich für eine so wichtige Kontaktnahme als noch zu gering. Zwei Wochen bevor der Sprachkurs endete, kopierte ich entschlossen das in der Schule erarbeitete Stellenbewerbungsmuster und schickte dies noch am gleichen Tag an die Firma CEM ab. Das Unternehmen beschäftigte sich gemäss Telefonbuch mit dem Bau von Eisenbahnlokomotiven und auf diesem hochinteressanten Gebiet war ich ja bereits aktiv in Australien. Und tatsächlich, nach nur einer Woche wunderlichem Wartens erhielt ich von der Firma Compagnie Electro- Mécanique die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.

Mit kritischem Blick sass er mir gegenüber, der Personalchef der Firma, und versuchte aus meinen offensichtlich zwablig hervorgestotterten Erklärungen das Wesentliche herauszuschälen. Sicherlich entgingen ihm meine zitternden Finger nicht die nervös nach den Qualifikationspapieren in der Mappe suchten. Meine früheren Erfahrungen im australischen Lokomotivbau schienen ihn glücklicherweise sehr zu beeindrucken.
Hingegen übersah er beinahe mein Techniker HTL- Diplom. Techniker bedeutete für einen französischen Spezialisten sichtlich so viel wie nichts… zumindest diplomierter Ingenieur hätte wenigstens in dieser wichtigen Minute auf dem Papier gedruckt stehen sollen. Anschliessend folgte eine, mein spärliches Vocabulaire bis aufs letzte erschöpfende Aussprache mit dem Chef des eisenbahntechnischen Departements.


Zurück im Büro des Personalchefs wechselte man zu meinem hoffnungsvollen Staunen zu administrativen Fragen über und zu guter Letzt offerierte mir der Chef eine Arbeitsstelle mit monatlichem Salär im Lokomotivkonstruktionsbüro.
Meines Erfolges sicher zeigte ich nochmals bestimmt auf den goldenen Rand meines Techniker HTL-Diploms auf welchem die Unterschriften der Technikumsschulleitung zusammen mit denen von verantwortlichen Politikern prangten. Diese Geste erhöhte zum Glück das eher niedrige Gehalt um 100 francs pro Monat.
Selbstzufrieden reiste ich in die Schweiz zurück um vor dem Beginn meiner neuen ziemlich prickelnden Zukunft in der europäischen Kulturmetropole noch etwas ruhige erholsame Alpenluft einzusaugen.